Urs Spörri

 

Liebe Festivalgäste,

der Heimatfilm erfährt in Deutschland gerade eine kleine Renaissance. Immer mehr Filmschaffende wählen die Provinz, um ihre spannenden und aufschlussreichen Geschichten zu erzählen. Lassen Sie sich von den selten gezeigten Produktionen überraschen!

„Opas Kino ist tot“ war der Slogan, mit dem Festivalschirmherr Edgar Reitz und die Unterzeichner des Oberhausener Manifests dem Kino der Nachkriegs-BRD – und somit vor allem dem Heimatfilm – ein Ende setzen wollten und den Neuen Deutschen Film ins Leben riefen. Seitdem galt der Begriff „Heimatfilm“ quasi als Schimpfwort. Bis Reitz seine Heimat-Trilogie schuf und 2017 das Filmfestival in Locarno und das Deutsche Filminstitut unter dem Motto „Geliebt und verdrängt“ zur Neuentdeckung des Genres aufriefen.

Gemeinsam wollen wir nun beim heimat/en Filmfestival in Simmern neu- und wiederentdecken, wie sich die Darstellungen von Heimat im Laufe der Jahrzehnte gewandelt haben. Die Retrospektive zeigt dies eindrucksvoll: Vom Bergfilm der 1930er Jahre über Klassiker des Heimatfilms in den 1950ern führt die Kinoreise zu den politischen Anti-Heimatfilmen nach 1968 und dem neuen Heimatfilm nach der Wiedervereinigung. Natürlich ist das Programm ebenfalls gespickt mit den Produktionen, die aktuell auf Filmfestivals durch ihre Umsetzungen des Themas Heimat beeindrucken. Was können wir heute von den Filmen lernen, die sich mit „Heimat/en“ auseinandersetzen?

Ich wünsche Ihnen viele bewegende und erkenntnisreiche Kinomomente!

Ihr Urs Spörri

 

Urs Spörri ist Filmwissenschaftler und Kulturmanager. Für das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt kuratiert er Kinoprogramme und moderiert auf Filmfestivals vom Filmfest München bis zum Saarbrücker Max Ophüls Preis. Sein Spezialgebiet ist der deutsche Film und als Kurator der Filmauswahl beim heimat/en Filmfestival findet er: „2019 ist der perfekte Zeitpunkt, sich mit der bewegten Geschichte des Heimatfilms in Deutschland zu beschäftigen.“